Nun bereits im dritten Jahr wirbt deshalb die Ärzteschaft mit vielen anderen Organisationen für mehr Anstrengungen beim konkreten Hitzeschutz. Infolge dieser Hitzeaktionstage der vergangenen zwei Jahre wurden bereits einige Schritte zur Verbesserung des gesundheitlichen Hitzeschutzes ergriffen.
Insbesondere vulnerable Personengruppen, wie ältere Menschen, Menschen mit chronischen Erkrankungen, Säuglinge, Schwangere und Kinder, sind durch hohe Temperaturen gesundheitlich stark gefährdet. Aber neben den Auswirkungen der Hitze auf die körperliche Gesundheit sind auch solche auf die psychische Gesundheit sowie indirekte Auswirkungen, wie etwa auf die Wirksamkeit von Medikamenten, zu berücksichtigen.
Für den dritten Hitzeaktionstag am 4. Juni wurden die fünf Forderungen an die Politik der momentanen Situation angepasst:
- Hitzeschutz vor Ort muss als Aufgabe verbindlich gemacht und ausreichend durch Bund und Länder finanziell und personell unterstützt werden.
- Gesundheits-, Pflege- und Sozialwesen müssen bei der Entwicklung und Umsetzung der Hitzeschutzstrategien eingebunden werden.
- Der Hitzeschutzplan für Gesundheit des Bundesministeriums für Gesundheit muss sektorenübergreifend weiterentwickelt und umgesetzt werden. • Hitze muss als zentrale Herausforderung im Bevölkerungs- und Katastrophenschutz integriert werden.
- Ein umfassendes Klimaschutzsofortprogramm zur Einhaltung der gesetzlich verankerten Klimaschutzziele muss vorgelegt werden.
Trotz der damit verbundenen gravierenden Gesundheitsrisiken ist Deutschland – einschließlich seines Gesundheits- und Sozialsystems – immer noch nicht ausreichend auf Hitzewellen vorbereitet. Das Bewusstsein für die Gefahren von Hitze und die Maßnahmen zum Schutz insbesondere gefährdeter Personen sind auf Ebene von Städten, Gemeinden, Institutionen und Organisationen noch nicht ausreichend vorhanden. Außerdem fehlt der Bevölkerung die Kompetenz, Hitzegefahren zu erkennen und sich sowie besonders gefährdete Personen entsprechend zu schützen.
Vielleicht liegt es an der Nähe zu Frankreich, das schon ab 2003 (!) die Thematik aufgrund der damaligen katastrophalen Hitzewelle im Fokus hatte, dass das Saarland hier zügig handelt. Es werden und wurden schon zahlreiche Maßnahmen realisiert auf der Grundlage des „Aktionsplans zum Schutz der Menschen im Saarland vor Hitze (SaarSMH)“, der im letzten Jahr aufgestellt wurde. Um die verschiedenen Teile und Bausteine des Planes besser zu koordinieren und schneller umzusetzen, hat man die Position des Hitzeschutzbeauftragten als Ansprechperson im Gesundheitsministerium geschaffen.
Das größte Problem ist nach wie vor das Monitoring von alleinlebenden älteren Menschen mit wenig sozialen Kontakten. Sie haben das höchste Risiko, bei großer Hitze zu sterben. Es ist auch ein speziell deutsches Problem. Denn unsere Datenschutzgesetze blockieren hier sinnvolle und einfache Lösungen, wie sie in Lothringen oder Luxemburg praktiziert werden, um alleinstehende Senioren frühzeitig anzusprechen und zu warnen. „Potentielle Lebensgefahr durch deutsche Datenschutzgesetze“ ist nicht etwa ein pietätsloser Spruch, sondern traurige Realität in unserem Land.
Mit kollegialen Grüßen
Ihr Markus Strauß
Präsident
Weitere Informationen sowie die Übersicht finden Sie in der Juni-Ausgabe des Saarländischen Ärzteblattes auf Seite 8.